Der Dom Von Monreale - "Das  Schönste Gotteshaus Der Welt"

Das heilige Gebäude regt isoliert vom historischen Zentrum der kleinen Stadt über der berühmten “Conca d’Oro”, dem Flusstal des Oreto, empor. “Das goldene Gotteshaus”, ein fast fabelhafter Bau, der die christliche Verwiklichung des Traums eines normannischen Königs darstellt, nämlich Wilhelms II, des “Guten”, Enkel von Roger II, der Reihenfolge nach dritter König auf dem sizilianischen Thron. Eines Morgens im Jahr 1174 soll er in der Morgendämmerung augewacht sein und seinen Ministern mitgeteil haben, dass ihn die Jungfrau Maria im Traum gebeten habe, mit dem Geld, das sein Vater, Wilhelm der “Böse”, dem Staatsschatz gestohlen und versteckt hatte eine Kirche zu errichten. Die Jungfrau habe ihm daher auch das genaue Versteck des Geldes genannt.

Die Fassade des Doms von Monreale

Die Fassade des Doms von Monreale. Die imposanten Türme, der linke unvollendet, schließen den Bogengang aus dem 18. Jahrh. ein, der aus drei, von dorischen Säulen getragenen Arkaden besteht. Die Marmorbalustrade des Bogenganges zeichnet sich mit ihren verflochtenen Bögen gegen den oberen Teil der Fassade ab, geteilt durch das große spitzbögige Mittelfenster.

Der Eingangsportal des Gotteshauses

Der Eingangsportal des Gotteshauses. Die Türflügel aus Bronze sind ein Werk von Bonanno Pisano aus dem Jahr 1186, eingeteilt in 42 Quadrate, in denen in Relief-Szenen aus der Bibel dargestellt sind.

Es war der Wunsch, seinen Groβvater Roger nachzuahmen, welcher den prachtvollen Dom von Cefalù und die Cappella Palatina hatte errichten lassen, was Wilhelm schlieβlich dazu veranlasste, seinen Traum zu verwirklichen, indem er dieses Gotteshaus errichtete, das dank seiner architektonischen und künstlerischen Prachtentfaltung den groβen romanischen und byzantinischen Kathedralen des Christentums gleichkam und diese sogar noch übertraf. Wir möchten annhmen (und sind uns sicher, daß wir uns nicht täuschen), daß sich der König nicht zuletzt auch von religiösen Gefühlen hatte inspirieren lasse sowie von dem Bedürfnis, Sizilien nach der jahrhundertelangen islamischen Herrschaft für das Christentum zurückzugewinnen. Gerade erst zwanzig Jahre alt, legte der König somit 1174 den Grundstein für das religiöse Gebäude, nahm jedoch gleichzeitig auch das große Bauprojekt in Angriff, das die Benedektiner-Abtei, den Erzbischöflichen Palast und den Königspalast miteinschloß.

Es handelte sich also nicht nur um den königlichen Ehrgeiz  der Nachwelt durch die Errichtung des monumentalen christlichen Gotteshauses, seinen Ruhm und den des normannischen Herrschergeschlechts zu überliefern, sondern dieses königliche Bauvorhaben sollte auch die Bekräftigung des christlichen Glaubens des jungen Wilhelm sein, welcher sich – wie seine Vorgänger auch- mit dem Titel des arabischen Kalifen und der Bezeichnung “al-Musta’izz bi-llah” schmücken wollte, d.h. “derjenige, der in Gott seine Erhebung sucht”. Den tiefgehenden religiösen Gefühlen des Königs lagen also auch politische und historische Ursachen zugrunde. Der klassische Grundriss der lateinischen Basilika mit byzantinischen Kreuzgewölbe hat keine Kuppel und erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 102 m Länge auf 40 m Breite. Das Innere wird mithilfe von 18 Säulen mit feinst verarbeiteten Kapitellen in drei Schiffe unterteilt; diese Kapitelle zieren Teller (die byzantinische Version des griechischen Abakus) überdeckt mit Mosaiken, Rundschildern mit heidnischen Gottheiten, Akanthusblättern sowie vor Früchten übervollen Füllhörnern.

Die Säulen selbst tragen arabisch anmutende Spitzbögen. Der musivische Fuβboden mit geometrischen Motiven aus Granit und Porphyr ist der Originalbelag, welcher im 16. Jahrhundert vollendet wurde. Die gesamte Fläche der Wände des Mittelschiffes, des Querschiffes und der Apsis sind vollständig mit Mosaiken mit goldenem Grund über eine Gesamtfläche von 6340 m². Die Dekorationen sind das Werk byzantinischer und venezianischer Künstler; sie wurden zwischen dem Ende des 12. und im 13. Jahrh. vollendet und stellen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament dar.

Mosaik des Doms von Monreale

Mosaik des Doms von Monreale
Guglielmo II, das der Jungfrau das Exemplar der Kirche anbietet

monreale - Die Mittelapsis der Basilika

Die Mittelapsis der Basilika

Christus Pantocrator

Die Mittelapsis der Basilika mit der riesigen Figur des Christus Pantocrator (aus dem Griechischen Pantocrator = allmächtig).

 

 

Die Figuren in der Apsis sind nach einer logischen hierarchischen Folge geordnet, wobei die Figur Christi symbolisch die musivische Darstellung der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind umgeben von Engel und Aposteln und die darunterliegende Darstellung der Heiligen beherrscht. Die Figur des Heilands, der die stattlichen Maße von 13,30 m Breite und 7 m Höhe aufweist, erhebt seine Rechte zur Segnung und hält in seiner Linken die Bibel, auf deren aufgeschlagener Seite die folgende lateinische Inschrift zu lesen ist: "Ich bin das Licht, wer mir folgt, wird nicht die Finsternis durchschreiten". Das Haupt der Figur erstahlt inmitten eines kreuzförmigen Heiligenscheins als Symbol der Leidensgeschichte. Die Jungfrau Maria, Mutter Gottes, auf dem Thron, trägt auf ihrem Schoß das segnende Jesuskind, seitlich eingefaßt durch den griechischen Schriftzug "Mutter Gottes" als Bestätigung ihrer göttlichen Mutterschaft nach dem Konzil von Ephesus; diesem steht der andere Schriftzug gegenber "Vollkommen Rein" als Hinweis auf die "unbefleckte Empfängnis" einige Jahrhunderte vor der Proklamation von Papst Pio IX. Die Apsis mit der Darstellung des Heilands und der Jungfrau Maria ist der Konvergenzpunkt, an dem die poetische und musivische Komposition ihre mystische und religiöse Vollendung findet.

 The Nave towards the entry

Nave' s Mosaic with images of the Old Testament

Das Innere von der Kathedrale:
Der Chapel von Jesus auf dem Kreuz (XVII c.)

 

 

The Cloister of Monreale  

Fast unversehrt erhalten in seinem ursprünglichen architektonischen Konzept, ist der Kreuzgang ein prächtiges Beispiel der sizilianisch – romanischen Skulptur, das gleichzeitig mit der Basilika und dem Benedektinerkloster von Wilhelm II errichtet wurde. Rundum eingeschlossen durch einen fortlaufenden Bogengang mißt der Kreuzgang eine Gesamtfläche von 47 x47 m und bildet so ein perfektes Viereck. Entlang seines Perimeters schlängeln sich ununterbrochen 228 Doppelsäulen als Stütze von Kapitellen und Spitzbögen. Ein besonderer Besucher des letzten Jahrhunderts, der Schriftsteller und Romandichter Guy de Maupassant, faβte in seinem Werk “Reise durch Sizilien” seine Eindrücke folgendermaßen zusammen:

“Das wunderbare Kloster in Monreale inspiriert dem Geist solch ein Gefühl der Anmut, daβ man hier fast in Ewigkeit verweilen möchte... Die entzückenden Proportionen, die unglaubliche Schlankheit aller leichten Säulen, gepaart, nebeneinander, alle verschieden, einige mit Mosaiken dekoriert, andere wierderum nackt; einige überdeckt mit extrem raffinierten Skulpturen; andere umgeben von einer einfachen Steindekoration, die sie umschlingelt wie eine Kletterpflanze; sie verwundern den Blick und faszinieren ihn, sie bezaubern ihn und bringen jenes künstlerische Entzücken hervor, das die schönen Dinge durch die Augen direkt bis in die Seele vordringen läßt. Wie soll man diesen Kreuzgang nicht lieben können, diesen ruhigen Ort, eingeschlossen und erfunden, um, wie es scheint, tiefgängige Gedanken zu inspirieren, während man langsam durch die Arkaden schreitet! So scheint es auch, daβ diese steinerne Gänge, diese Säulenbögen, die einen kleinen Garten umschließen, der das Auge ruhen läßt, ohne es zu stören, ohne es abzulenken, kreiert wurden, um Phantasien über Phantasien zu erzeugen. Man kann dieses Meisterwerk der Schönheit und der Anmut nicht betrachten, ohne an die Verse von Victor Hugo über den griechischen Künstler zu denken, dem es gelang, “Etwas so Schönes wie ein menschliches Lächeln Auf das Profil der Propyleen” zu setzen. Der göttliche Spaziergang ist eingeschlossen in hohe, antike Mauern mit Spitzbögen als einzigen heute noch verbliebenen Überrest des antiken Klosters”. (Guy de Maupassant)